Der Menschenhandel in Österreich ein erster Kommentar zu den Studienergebnissen


Man könnte meinen, dass in einem Land wie Österreich Menschenhandel keine Rolle mehr spielt. Doch der Schein trügt. Immer mehr Menschen nehmen die unmenschliche Umstände in Kauf, um Aussichtslosigkeit und Armut zu entgehen. Auch ich beschäftige mich im Rahmen meiner Forschung damit. Die ersten Zwischenergebnisse wurden am 18. 10. 2016 bei der KIRAS-Fachtagung präsentiert.


Menschenhandel hat viele Gesichter.  Die österreichische Judikatur subsumiert die Fälle des Menschenhandels unter dem § 104 StGB. Dieser Paragraph sammelt alle Delikte, die unter Menschenhandel fallen, wie Bettelei, Sklaverei, Schlepperei und Prostitution. In unserem aktuellen Projekt* liegt der Fokus auf Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. Dazu wird das Thema allumfassend von deutscher und österreichischer Seite behandelt. Das Thema ist aktueller denn je, alleine gestern berichtete der ORF von 28. Verdachtsfälle auf Kinderprostitution (Siehe HIER).

Diskrepanz Verurteilungen und Dunkelfeld
Mein Fokus in diesem Projekt liegt in der Analyse von Gerichtsakten, d.h. es werden nur jene Fälle analysiert, die auch bei Gericht eingingen. Ohne die endgültigen Ergebnisse an dieser Stelle schon vorweg zu nehmen, sei an dieser Stelle gesagt, dass es offensichtlich eine Diskrepanz zwischen dem Hell- und Dunkelfeld gibt. Das bedeutet, dass es eine Unstimmigkeit zwischen dem tatsächlichen Lagebild der Opfer und Täter und den Verurteilungen bei Gericht gibt.

Erste Tendenzen der Aktenanalyse lassen erkennen, dass Opfer und Täter in erster Linie aus Bulgarien und Afrika kommen. Immer mehr Zuhälter sind auch weiblich und es wird aus mafiösen Strukturen gehandelt. Es gibt einen Markt, wo Prostituierte gehandelt, also an andere Zuhälter weiterverkauft werden. Dieser Markt erstreckt sich über ganz Europa. Opfer aus Ungarn und die spezielle Bedeutung von Kinderopfer, wie der ORF berichtete, finden aktuelle noch keine gerichtlichen Verurteilungen, was aber nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt.

Egal wie man es auch drehen und wenden mag, eines lässt sich jetzt schon sagen. Opfer und Täter kommen aus aussichtslosen, ärmlichen Strukturen, wo Gewalt alltäglich ist. Die Täter sind meist selbst Opfer des Systems und sehen neben der Ausbeutung weiterer Opfer keine Möglichkeit auf Verdienst und ein Leben in Würde. Diese gesellschaftliche Herausforderung wird uns noch die nächsten Jahre beschäftigen. Soziale Ungerechtigkeit produziert Kriminalität. Diese Tatsache stellt nicht nur Österreich, sondern alle westlichen Länder vor eine zunehmende Herausforderung.

Die Ergebnisse der Präsentation von der KIRAS Fachtagung finden Sie HIER oder unter der KIRAS Website.


*PrIMsA: Projekt zu Prävention und Intervention bei Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung, zur Projektbeschreibung HIER

© Edith Huber 




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